Ich will gar nicht verteufeln, wenn Sie ein tolles Dessert haben, das durch Whisky angereichert wird. Oder auch mal einen Braten oder eine Soße. Da schmeckt man sicher, dass da Whisky drin ist. Und das schmeckt bestimmt auch lecker. Aber, ich muss sagen, ich hätte allerhöchte Hochachtung, wenn man auch die Destillerie, die Abfüllung, das Faß, den Alkoholgehalt heraus heraus schmecken könnte. Und ist nicht genau das das Spannende? Die wunderbaren Unterschiede zwischen den einzelnen Abfüllungen?
Ich nehme also die Abfüllungen haarklein auseinander, ernose und ertaste sie und baue aus diesen Aromen meine Gerichte. Tatsächlich hört sich das manchesmal ziemlich schräg an - oder haben Sie schon mal ein Himbeer-Kartoffel-Püree gegessen? Aber wenn die Aromen des Whiskys eben genau jene dunklen Beerenfruchtaromen und eine Malzigkeit zeigen, dann klappt das auch mit der Kombination. Vertrauen Sie Ihrer Nase!
Bei vielen Whisky Dinnern, oft mit schottischem Menü, gibt es irgendeinen Whisky zum Dinner. Easy. Oder auch mal Whisky im Dinner. Ebenfalls easy. Bei der Präsentation des Dinners vermisse ich dann häufig eine Erklärung, warum welcher Whisky mit welchem Menü serviert wird. Denn darum geht es mir hauptsächlich:
Die ideale Kombination von Whisky und Speise oder eigentlich von Speise und Whisky.
Wie entstehen meine Dinner?
Durch Whisky-Food-Mind-Maps.
Step 1
Die Nase zeigt den Weg
Am Anfang steht das Nosing (und ggf. Tasting). Genauestens wird vermerkt, was uns in die Nase und natürlich auch in den Sinn kommt.
Step 2
Nach dem Nosen (bzw. auch Tasten) ergibt sich die Reihenfolge für das Dinner. Es wird klar, welcher Whisky alleine, als Aperitif oder Digestif stehen sollte, welcher der 'Suppen oder Salat' Whisky wird, welcher der Hauptspeisen-Whisky, weil er z. B. nach dunklem Fleisch schreit und viel Substanz hat oder welcher der Desert-Whisky, weil er unsere Nase nun mal so schßśn nach Schokolade, Pfirsich oder Vanille geführt hat.
Step 3
Jetzt ergänze ich meine Notizen und setze das Ernoste in Kräuter, Gewürze und Beilagen um.
All in all - great fun - die Entstehung eines Dinners macht sehr viel Spaß. Noch mehr Spaß macht es , wenn ich Ihre Kommentare beim Dinner höre und feststellen kann, dass Sie meinen Gedanken und Umsetzungen mit der Wahl Ihrer favorisierten Whisky-Food-Kombination küren..
Aromen, Aromen, Aromen - trainieren Sie Ihre Nase
Im Step 1 'ernose' ich die Whiskys. Immer wieder höre ich von Kunden oder Gästen beim Dinner: "Ja so eine feine Nase, wie Sie möchte ich auch haben. Ich selbst kann gar nicht so viel oder so gut riechen." Mein Rat: Trainieren Sie Ihre Nase. Es ergeben sich Tag für Tag so viele Gelegenheiten.
Sie knabbern hier und da vorm Fernseher oder dem PC? Führen Sie das Knabberzeug erstmal an die Nase, statt gleich in den Mund! Riechen die Chipse nach den versprochenen Aromen auf der Packung? Oder nehmen Sie noch andere wahr?
Sie haben gerade neue Bücher aus Ihrer Onlinebestellung gesendet bekommen? Nach was riecht der Karton? Wie riecht es, wenn Sie die Bücher auspacken? Blättern Sie durch die Seiten. Welcher Duft steigt Ihnen entgegen?
Zu weit hergeholt? Ok, dann gehen Sie in die Küche. Greifen Sie zu Ihren Gewürzen und schnuppern sie einfach mal durch. Besser noch: Lassen Sie sich von Ihrer Partnerin,. Ihrem Partner Gewürze in verschiedene Gläser geben und mit Alufolie umwickeln. Löcher rein und schnuppern. Wie war das noch mit dem Thymian, Rosmarin, Oregano - hingekriegt oder verwechselt?
Auf ins Schnuppertraining!
Whisky erschnuppern
Riecht der Whisky leicht, zart, fruchtig, nussig, blumig, oder schwer, ölig, robust, rauchig, salzig?
Wenn fruchtig, welche Frucht? Birne? Eine weiche, sehr reife Birne? Überreif? Oder eine eher unreife, noch harte Birne?
Wenn blumig, welche Blume?
Nicht nur, dass Sie am Ende aus Ihren Verkostungsnotizen ein Gericht oder sogar Menü basteln können, es macht auch super viel Spaß.
Am Ende werden Sie echter Schnupperprofi!